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Die Baden-Württembergische Landeskirche hat eine Zweidrittelmehrheit – 10 Argumente für einen Zusammenschluss

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Angestoßen durch diesen Twitter-Post zu 69 Jahren Land Baden-Württemberg kam ich auf die Idee, eine kleine Twitter-Umfrage zu machen.

https://twitter.com/_ES1397/status/1386317213385121802

Das Ergebnis ist erstaunlich eindeutig und ergibt eine satte Zweidrittelmehrheit. Natürlich ist das keine repräsentative Umfrage – allerdings wage ich die Prognose, dass eine solche unter allen Kirchenmitgliedern Badens und Württembergs gar nicht so viel anders ausfallen würde. Immer wieder begegnen mir Menschen, die gar nicht wissen, dass sie nicht Mitglieder einer baden-württembergischen Landeskirche sind …

 

Deshalb hier meine 10 Argumente, warum es überfällig ist, einen Zusammenschluss beider Landeskirchen zu wagen:

  1. Kirche muss öffentlich sichtbar bleiben: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es für kleine Kirchen schwer ist, sichtbar zu bleiben.
  2. Jede (Pfarr-)Stelle, die oben gestrichen und unten erhalten werden kann, ist eine gewonnene Stele. Da Stellen, die in der Kirchenhierarchie höher stehen in der Regel auch besser dotiert sind, ließe sich hier teilweise sogar ein Ausbau von Stellen realisieren.
  3. Klare Ansprechpartner für den Staat: Wenn es in Baden-Württemberg um neue Bildungspläne für den Religionsunterricht geht, muss man sich mit 2 evangelischen Landeskirchen und zwei Diözesen ansprechen.
  4. Die räumliche Abgrenzung von Landeskirchen kann heute pragmatischen Argumenten folgen; Differenzen im Bekenntnisstand (uniert vs. lutherisch) dürfen heute keine Rolle mehr spielen. Geschichtlich wurden hier viele Möglichkeiten gefunden und erprobt, wie man die unterschiedlichen Bekenntnistraditionen evangelischer Gemeinden und Landeskirchen unter einem Dach vereinen kann. Unterschiedliche Frömmigkeitsprofile von Gemeinden gibt es in beiden Landeskirchen und werden von jeweils verschiedenen Seiten m. E. interessegleitet überbetont.
  5. Es spart Geld und Ressourcen: Nach der Corona-Krise wird das Geld in der Kirche deutlich knapper sein. In Zeiten der Digitalisierung muss für viele Zwecke das Geld – etwas für Softwarelösungen – nur noch einmal ausgegeben werden statt zweimal. Als Dozent am ptz Stuttgart habe ich erlebt, dass die Zusammenarbeit von zwei selbständigen Instituten nicht nur Vorteile brachte, sondern auch viele Reibungsverluste.
  6. Gestaltung statt Verwaltung: Alle Stellen, die in der Kirchenleitung bei der Verwaltung eingespart werden können, werden frei für den Erhalt von Stellen an der Basis, dort wo Kirche und Gemeinde lebt und Menschen mit der Botschaft des Evangeliums erreicht. Gleichzeit können Farbtupfer und Akzente über Dienste und Sonderstellen so besser aufgestellt und gebündelt werden. Nicht jede Landeskirche muss dann noch alles machen.
  7. Es ist ein klares Zeichen der Handlungsfähigkeit von Kirche(n). Statt nur wie Kaninchen auf die Schlange der Austrittszahlen zu starren, nimmt man die Zukunftsgestalt von Kirche selbst in die Hand. Ein Zusammenschluss könnte an vielen Stellen die dringend notwendige Überprüfung gewachsener Strukturen auf Leistungsfähigkeit und Gemeindedienlichkeit hin anstoßen.
  8. #Digitalekirche sprengt ohnehin räumliche Grenzen: Stellen, die hier überfällig sind für kirchliche Online-Communitys, könnten breitere Wirksamkeit entfalten.
  9. Jesus hat uns ermutigt nach vorn zu schauen: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, ist nicht geschickt für das Reich Gottes. Besitzstandswahrung kann kein Argument sein.
  10. Die Baden-Württembergische Landeskirche hätte im Rahmen der EKD eine stärkeres Gewicht und könnte ihr Profil besser geltend machen. Interessant ist dafür die nach Mitgliedzahlen sortierte Tabelle der Landeskirchen auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Landeskirche) sowie die aktuellere EKD-Statistik-Seite https://www.ekd.de/statistik-20-landeskirchen-44288.htm . Württemberg ist derzeit die fünfgrößte Landeskirche mit knapp 2 Millionen Mitgliedern, Baden die achtgrößte mit ca. 1,1 Millionen Mitgliedern. Nach einem Zusammenschluss wäre sie auf einen Schlag die größte der Landeskirchen und könnte damit der aus Hannover dominierten EKD, die im Gebiet der mitgliederstärksten Landeskirche ihre Verwaltung hat, ein starkes Gegenüber sein. Der deutliche Größenunterschied beider Landeskirche dürfte einen Zusammenschluss eher erschweren, allerdings würde die kleiner Landeskirche vermutlich auch stärker profitieren.

Landeskirchenliste vor und nach einem Zusammenschluss

Daten aus https://www.ekd.de/statistik-20-landeskirchen-44288.htm

aktuell

Gliedkirche Kirchenmitglieder Gemeinden
Hannover 2.482.015 1.379
Rheinland 2.453.379 687
Bayern 2.297.528 1.536
Westfalen 2.150.027 476
Württemberg 1.957.088 1.209
Nordkirche 1.939.750 969
Hessen und Nassau 1.483.767 1.127
Baden 1.116.079 481
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 914.260 1.181
Kurhessen-Waldeck 783.980 715
Mitteldeutschland 677.436 1.833
Sachsen 663.525 681
Pfalz 494.757 401
Oldenburg 397.903 116
Braunschweig 320.900 328
Bremen 180.955 64
Reformierte Kirche 168.537 145
Lippe 152.409 69
Schaumburg-Lippe 49.269 22
Anhalt 29.649 133

nach dem Zusammenschluss

Gliedkirche Kirchenmitglieder Gemeinden
Baden-Württemberg 3.073.167 1690
Hannover 2.482.015 1.379
Rheinland 2.453.379 687
Bayern 2.297.528 1.536
Westfalen 2.150.027 476
Nordkirche 1.939.750 969
Hessen und Nassau 1.483.767 1.127
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 914.260 1.181
Kurhessen-Waldeck 783.980 715
Mitteldeutschland 677.436 1.833
Sachsen 663.525 681
Pfalz 494.757 401
Oldenburg 397.903 116
Braunschweig 320.900 328
Bremen 180.955 64
Reformierte Kirche 168.537 145
Lippe 152.409 69
Schaumburg-Lippe 49.269 22
Anhalt 29.649 133

Diskussion

Ich werde an die beiden Vorsitzenden der landeskirchlichen Synoden eine Email senden mit einem Hinweis auf diesen Blogbeitrag. Wie immer freue ich mich, wenn es auch hier auf dem Blog eine rege Diskussion gibt.


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